Meilensteine

Ausgangsbedingungen und bisheriger Stand des Projektes

Absolvent*innenbefragungen machten deutlich, dass die Berufsanfänger*innen den Praxisbezug und die explizite Vorbereitung auf das Berufsfeld innerhalb ihres Studiums nur im geringen Maße als zufriedenstellend beurteilen.1 Besonders in Lehramtsstudiengängen wird von Student*innen und Absolvent*innen oft eine unzureichende Verzahnung von Theorie (Fachwissenschaft) und Praxis (Schulalltag) bemängelt. Dies gelte so auch für die Französische Literatur- und Kulturwissenschaft – umso mehr, da der Einsatz literarischer Texte zum Erwerb interkultureller Kommunikations- und Handlungskompetenz in ihrer eigenen Lerner*innenbiografie oftmals kaum bis gar nicht stattgefunden hat. Wenngleich literarische Texte und Medien (Comics, Filme etc.) seit 2015 wieder Eingang in die Rahmenpläne der Sek II Französisch gefunden haben, bleiben wechselseitige Bezugnahmen zwischen Fachwissenschaft und Fachdidaktik auf dem Gebiet der Literatur- und Kulturwissenschaft bedauerlicherweise oft aus. Mit dem Studienprojekt „Atelier de théâtre“ am Institut für Romanistik, das im letzten Jahr sein 5-jähriges Bestehen mit einem deutsch-französischen mehrsprachigen Amateurtheaterfestival feierte, wird diese wünschenswerte Brücke zwischen Theorie und Praxis, Literatur-/Kulturwissenschaft und Theaterpädagogik, Sprachpraxis und Fremdsprachendidaktik geschlagen. Aufbauend auf der erfolgreichen und langjährigen Implementierung dieses Projekts soll nun eine strategische Zusammenarbeit mit Schulen angestrebt werden. Den Student*innen soll so die Möglichkeit gegeben werden, schon während des Studiums Lehrkonzepte für Schüler*innen zu planen und diese im direkten Kontakt selbst zu erproben. Das Theaterprojekt entstand aus der Idee heraus, zwei integrale Bestandteile des Französischstudiums, Sprachpraxis und Literatur-/Kulturwissenschaft, miteinander zu verbinden. Einerseits sollte so eine performative Lehr-/Lernkultur etabliert werden, die darauf abzielte, mittels dramenpädagogischer Methoden eine Annäherung an zielkulturelle bzw. interkulturelle Fragestellungen zu intensivieren; andererseits sollte ein geschützter Rahmen zur spielerischen Einübung sowie zum eigenen kreativen und produktiven Umgang mit der französischen Sprache gestaltet werden, in dem die Student*innen sich außerhalb curricularer Zwänge, Bewertungsdruck und im Tandem mit französischen ERASMUS-Student*innen ‚ausprobieren’ können. Sowohl Student*innen, die nicht mit dem empfohlenen B1-Niveau in ihr Französischstudium starteten, als auch Student*innen, die ein besonders gutes Sprachniveau in das Studium mitbrachten, profitieren gleichermaßen vom Theaterprojekt. Seit dem Projektzeitraum 2012/2013 wurde das Rostocker Theateratelier durch einen deutsch- französischen Austausch mit der Partneruniversität in Nantes im Rahmen eines an beiden Standorten standfindenden Theaterfestivals erweitert. Ziel dieses Austausches ist es nicht nur den Kontakt zu französischen Student*innen aufzubauen, um ERASMUS-Aufenthalte zu vereinfachen, sondern auch die fremde Sprache vor einem muttersprachlichen Publikum darzustellen und authentisch über das Stück zu kommunizieren. Seit 2013/14 widmet sich das Projekt – über die sprachliche und interkulturelle Kompetenz hinaus – auch der von den Student*innen oft beklagten, oft nicht nachvollziehbaren Verbindung von literatur-/kulturwissenschaftlicher Theorie, Inszenierungsarbeit und theatralen Performanz. Bei der gemeinsamen Arbeit am Dramentext (z.B. bei einer Strichfassung) und auch im kooperativen Prozess der Inszenierung steht literatur- und kulturwissenschaftliche Analysekompetenz im Vordergrund. Ein Jahr Theaterarbeit gestaltet sich somit als Arbeitsprozess, der sich in drei Kernarbeitsbereiche teilt: Spracherwerb, Förderung interkultureller Handlungskompetenz sowie literatur- und kulturwissenschaftlicher Analysekompetenz und Inszenierung/Performance.

Ziele und Meilensteine für die Projekterweiterung

Ziel des Projektes ist es, mit den studentischen Teilnehmer*innen aufbauend auf ihrer eigenen Theatererfahrung Workshop-Konzepte zu erarbeiten, diese zur Vorbereitung der Theaterbesuche mit Schulklassen durchzuführen und den Student*innen mittels Theater so schon während des Studiums die Möglichkeit zu bieten, erste Lehrerfolge in der Berufspraxis zu verzeichnen. Auf dem erfolgreich etablierten Dreischritt (Spracherwerb – Analyse – Inszenierung) aufbauend soll im Projekt Von der Bühne ins Klassenzimmer – Theaterpädagogik im Französischunterricht dank Theaterspiel im Französischstudium nun das Atelier de théâtre in Richtung Berufsfeld Schule und Kulturvermittlung erweitert und ein gelungener Einbezug von Schulklassen erarbeitet werden. Der Berufsfeldbezug Schule soll über eine Workshop-Struktur erfolgen, die die Teilnehmer*innen im Projekt erarbeiten und die dann Französischklassen in Rostock und Umgebung zur Vor- und Nachbereitung des Festivalbesuchs angeboten werden soll.

Folgende Meilensteine sind dafür angedacht:

Methodenkoffer Theaterpädagogik im Fremdsprachenunterricht

Methodenkoffer Theaterpädagogik im Fremdsprachenunterricht

Das Projekt sieht vor, einen online verfügbaren Methodenkoffer zu erarbeiten. Dieser soll theater-/dramenpädagogische Methoden vereinen, die besonders auf den Fremdsprachenlerner*innen abzielen und alle Phasen eines Inszenierungsprozesses umfassen, aber einzeln im Unterricht Verwendung finden können. Mit dem Aufbau der Materialsammlung ist auch eine direkte Erprobung und Reflexion der Methoden im laufenden Theaterprojekt verbunden. Eine spezifische Bibliografie soll zur vertiefenden Lektüre anregen.

Praxisbezogene Lehrinhalte integrieren: Kleingruppen reflektiert anleiten

Praxisbezogene Lehrinhalte integrieren: Kleingruppen reflektiert anleiten

Bezugnehmend auf den Methodenkoffer werden die einzelnen Schritte der Inszenierungsarbeit auf die studentischen Teilnehmer*innen in Unterstützung durch den Projektleite*r verteilt. Es soll so ein kollaborativer Inszenierungsprozess befördert werden, in dem durch die Übergabe von Teilverantwortung, den Teilnehmer*innen die Gelegenheit offeriert wird, erste Erfahrungen in der Gruppen- sowie in der Anleitung von dramenpädagogischen Prozessen zu sammeln und sich intensiv mit verschiedenen Methoden auseinanderzusetzen und diese eigenständig anzuwenden. Darüber hinaus soll so die eigene Lehrer*innenpersönlichkeit entdeckt werden. Die unterstützte Leitungsfunktion stellt zudem eine Reflexionsbasis bereit, von der aus der Transfer zur Arbeit mit den Schüler*innengruppen (E) gewährleitstet werden kann. Besonders während der Austauschphasen sind die Teilnehmer*innen mit an der Mittelbeantragung und der Exkursionsorganisation (Reise, Rahmenplan, Unterkunftsplanung etc.) beteiligt. Dies gewährt Ihnen erste Einblicke in das Projektmanagement.

Netzwerk aufbauen: Im Studium Kontakt zu Schulen und Fachlehrer*innen knüpfen

Netzwerk aufbauen: Im Studium Kontakt zu Schulen und Fachlehrer*innen knüpfen

Ein wichtiger Bestandteil, um einen Praxisbezug zu garantieren, ist der Aufbau eines Netzwerkes mit (Rostocker) Schulen, die Französisch (vor allem auch als Leistungsfach in der Sek II) anbieten. Von der Recherche über den Erstkontakt bis hin zur Programmierung von Schulbesuchen sind die Teilnehmer*innen am Aufbau des Netzwerkes beteiligt. Sie lernen so nicht nur die Strukturen der Schullandschaft in Rostock und Umgebung kennen, sondern auch schulinterne Abläufe und haben die Möglichkeit zum direkten Austausch mit Fachlehrer*innen.

Aktualität der vermittelten Lehrinhalte bezogen auf Praxisanforderungen: Theaterpädagogik als inklusive Methode erkennen

Aktualität der vermittelten Lehrinhalte bezogen auf Praxisanforderungen: Theaterpädagogik als inklusive Methode erkennen

In der Planung der Schul-Workshops mit den Student*innen steht vor allem die Reflexion theaterpädagogischer Methoden zur Binnendifferenzierung und als Mittel zur Inklusion im Fremdsprachenunterricht im Fokus. Ausgehend von einer Reflexion der eigenen Gruppe, die sehr heterogene Sprachniveaus und Sprachen (Deutsch, Französisch) sowie sehr unterschiedliche Lernkulturen vereint, sollen so einerseits Wege der Binnendifferenzierung und der individuellen Förderung von Lerner*innen durch dramenpädagogische Mittel reflektiert, andererseits theaterinduzierte Ansätze erprobt werden, die eine gemeinsame Lernkultur fördern. Gleichzeitig soll, geleitet vom interkulturellen Kontext des Projektes und bezugnehmend auf das Thema des jeweiligen Stückes, eine Grundlage für die Hinterfragung des ‚Anderen’ durch ‚Erproben neuer Spielweisen’ im Theater geboten werden. Dabei soll die körperorientierte, künstlerische Darstellungsweise des Theaters im Vordergrund stehen, die alle Menschen befähigt - auf eine ihnen gemäße Weise - sich darstellerisch auszudrücken und im Zusammenspiel mit anderen Menschen bislang unbekannte Facetten der eigenen und anderer Persönlichkeiten kennen zu lernen und zu präsentieren.

Eigenständig aktiv werden: Schul-Workshops durchführen

Eigenständig aktiv werden: Schul-Workshops durchführen

Ziel des Projektes ist es, den auf das Festival in Rostock eingeladenen Kontaktklassen theaterpädagogische Workshops (max. 3h) anzubieten. Diese werden von Teilnehmer*innen des Projektes geleitet und sollen die Aufführung sprachlich vorentlasten und thematisch in das Stück einführen Im Anschluss an die Workshops sollen Nachgespräche über die Aufführung im Theater vor Ort stattfinden. Die Schüler*innen können so nochmals in Kontakt mit den Darsteller*innen treten und das Theaterstück reflektieren.