Ringvorlesung "Romanistisch, politisch? Romanistische Perspektiven auf politische Fragen"

Die Vorträge finden im Hörsaal 218 des Universitätshauptgebäudes statt, bitte beachten Sie die aktuellen Corona-Schutzmaßnahmen.
Aus Gründen des Infektionsschutzes kann es ggf. nötig sein, die Vorträge als Online-Veranstaltungen stattfinden zu lassen.
Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.

Ansprechpartner:innen: José Manuel Blanco Mayor, Julia Dettke, Joris Lehnert

Mittwoch, 27.04.2022: Timo Obergöker – Die französische Präsidentschaftswahl 2022

Timo Obergöker ist Professor of French and Francophone Cultural Studies am Department of Languages and Cultures der University of Chester (UK).
 

Thema des Vortrags: Die französische Präsidentschaftswahl 2022. Nachlese & Perspektiven

Es wird an dieser Stelle eine Zusammenfassung zu den Ergebnissen der anstehenden Wahl in Frankreich am 24.04.22 folgen.

Zeit: Mittwoch, 27. April 2022 | 17-19 Uhr
Ort: Universitätshauptgebäude | Hörsaal 218

Ohne Anmeldung, es gilt 2G & Maskenpflicht

Dienstag, 10.05.2022: Jeroen Vandaele – Translation and Ideology: The Discovery of Details

Jeroen Vandaele ist Professor für Übersetzungswissenschaft (Spanisch) am Department of Translation, Interpreting and Communication der Universiteit Gent (Belgien).

Thema des Vortrags: Translation and Ideology: The Discovery of Details

Though a bridge between communities, translation is nonetheless often regarded with considerable suspicion. Sometimes this suspicion is based on an essentialist cliché (summed up in the Italian phrase tradutore tradittore), but at other times this suspicion about translation is quite warrantable. There are many ways to prevent the circulation of ideas and, paradoxically, translation is one of them. That translations are “magnets for censorship,” as Christopher Rundle and Kate Sturge put it, is certainly undeniable for authoritarian regimes such as Francoism; yet it even seems to apply to translation practices in non-authoritarian modern societies (as when translators and publishers in the US, Germany, or Norway ‘rewrite’ a popular Spanish narrative). My talk has two aims in relation to translation and manipulation. First, it proposes two concepts to gauge the manipulative nature of translation among other forms of manipulation. Second, it uses these concepts to critically probe the proposition that academic research should “erase” the artificial “boundary” between translation in authoritarian and non-authoritarian regimes — as proposed by Matthew Philpotts (2010) and others, usually with reference to the work of Pierre Bourdieu and Michel Foucault.

Zeit: Dienstag, 10. Mai 2022 | 19:00 Uhr

Ort: Universitätshauptgebäude | Hörsaal 218

Ohne Anmeldung, es gilt 2G & Maskenpflicht.

 

Dienstag, 17.05.2022: Cora Rok – Vom Verlust der Unschuld im Neokapitalismus

Dr. Cora Rok ist Akademische Mitarbeiterin für Literaturwissenschaft (Italienisch, Französisch) am Romanischen Seminar der Universität Heidelberg.

Thema des Vortrags: Vom Verlust der Unschuld im Neokapitalismus: Warum Pasolini seiner ‚Trilogia della vita‘ abschwor

Zwischen 1971 und 1974 erscheinen drei Literaturverfilmungen von Pier Paolo Pasolini, die als „Trilogie des Lebens“ („Trilogia della vita“) bekannt geworden sind; es handelt sich um größtenteils werkgetreue Adaptionen einer kleineren Auswahl von Novellen aus Giovanni Boccaccios Decameron, Geschichten aus Geoffrey Chaucers Canterbury Tales und Märchen der orientalischen Sammlung Tausendundeine Nacht. Zu sehen sind darin meist heitere frivole Szenen aus dem Liebesleben nicht nur heterosexueller Pärchen oder auch Grüppchen, bestehend aus alten und jungen Menschen unterschiedlicher gesellschaftlicher Schichten und ethnischer Herkunft, die sich nach listigem Bemühen oder animiert durch glücklichen Zufall unbeschwert und spielerisch ihrem Begehren hingeben und dabei ungezwungen ihre nackten Körper zur Schau stellen. Spätestens seit der ‘68er Revolte ist ein freizügiger Umgang mit dem (nackten) Körper kein Novum mehr und so scheint es auch auf den ersten Blick, dass Pasolinis Filme von einem ähnlichen emanzipatorischen Zeitgeist bewegt sind wie andere künstlerische Produktionen aus der Ära der großen sexuellen Revolution. Das Besondere an der Trilogie ist jedoch, dass Pasolini darin den Eros mittelalterlicher Menschen (auch nicht-westlicher Kulturkreise) filmisch einzufangen sucht, der – so lässt sich auch nach der Lektüre der literarischen Vorlagen urteilen – mitunter sogar aufgeklärter und ungehemmter wirkt als jener spätmoderner westlicher Gesellschaften. Genau ein Jahr nach der Veröffentlichung von "Il Fiore delle Mille e Una Notte" distanziert sich Pasolini jedoch von der Trilogie und verfasst einen Text, in dem er von dieser „abschwört“ ("Abiura dalla Trilogia della vita“) und die Gründe für seinen plötzlichen „Hass“ auf den menschlichen Körper darlegt. Der Vortrag möchte die Kapitalismuskritik, die in diesem Text deutlich wird, unter die Lupe nehmen und anhand des ersten Films der Trilogie, Il Decameron von 1971, der im Anschluss gezeigt wird, die Kritikpunkte beleuchten. Da sich der Vortrag auch als eine Kurzeinführung in die Boccaccio-Verfilmung versteht, wird auch auf die Struktur und die thematischen Schwerpunkte des Films im Vergleich zur literarischen Vorlage eingegangen.

Begleitvortrag zur 4. Italienischen Filmreihe des Instituts. Im Anschluss wird der Film „Il Decameron” (1971) von Pier Paolo Pasolini gezeigt. Link zur Filmreihe

Zeit: Dienstag, 17. Mai | 19:00 Uhr

Ort: Universitätshauptgebäude | Hörsaal 218

Ohne Anmeldung, es gilt 2G & Maskenpflicht.

Mittwoch, 01.06.2022: Beate Kern – Beispiele rhetorischer Strategien im französischen und spanischen Parlamentsdiskurs

Dr. Beate Kern ist wissenschaftliche Mitarbeiterin für Sprachwissenschaft am Institut für Romanistik der Universität Rostock.

Thema des Vortrags: Zwischen Abschwächung und Intensivierung: Beispiele rhetorischer Strategien im französischen und spanischen Parlamentsdiskurs

Ergreifen Politikerinnen und Politiker das Wort, etwa vor dem Parlamentsplenum, dann befinden sie sich häufig in der schwierigen Situation, zugleich verschiedene Personengruppen anzusprechen (u. a. die eigene Partei, das Lager des politischen Gegners, Wählerschaft und Öffentlichkeit) und außerdem einerseits kämpferisch und durchsetzungsfähig aufzutreten, andererseits aber nicht als zu aggressiv oder unfair in der Auseinandersetzung wahrgenommen zu werden. Deshalb ist gerade in solchen Fällen häufig eine strategische Kombination von Abschwächungs- und Intensivierungsmitteln zu beobachten. Im Vortrag soll dies an drei konkreten Beispielen diskutiert werden: Als Erstes wird das in spanischen und französischen Parlamentsdebatten gut zu beobachtende Stilmittel der Präteritio (etwa j’allais dire … oder no me atrevo a decir…) mit seiner auf den ersten Blick paradox erscheinenden Kombination intensivierender und abschwächender Effekte vorgestellt und seine Funktionsweise erläutert. Als Zweites wird analysiert, wie die Wirkung bestimmter Ausdrücke, z. B. excusez-moi und perdóne(n)me, durch Pseudohöflichkeit von Abschwächung zu Intensivierung kippen kann – u. U. begünstigt durch oben genannte Rahmenbedingungen in Parlamentsdebatten. Als Drittes wird ein aktuelles Beispiel aus dem französischen Präsidentschaftswahlkampf herangezogen: Immer wieder wurde festgestellt, Marine Le Pen sei im Wahlkampf 2022 gemäßigter aufgetreten als 2017. Anhand von Ausschnitten aus den Fernsehduellen 2017 und 2022 zwischen Macron und Le Pen soll untersucht werden, ob dies am Einsatz von Abschwächungs- bzw. Intensivierungsstrategien belegt werden kann.

Zeit: Mittwoch, 1. Juni | 17:00 Uhr

Ort: Universitätshauptgebäude | Hörsaal 218

Ohne Anmeldung, es gilt 2G & Maskenpflicht.

Dienstag, 14.06.2022: Albrecht Buschmann – Reden über das Schweigen

Albrecht Buschmann ist Professor für spanische und französische Literatur- und Kulturwissenschaft am Institut für Romanistik der Universität Rostock.

Thema des Vortrags: Reden über das Schweigen: Leonardo Sciascia, die Mafia und Elio Petris A ciascuno il suo

Heute ist allgemein bekannt, dass es so etwas wie die Mafia gibt und eine Regel namens „omertà“, die ihren Mitgliedern angeblich Verschwiegenheit auferlegt. Das war Anfang der 1960er Jahre noch völlig anders, als Leonardo Sciascia seine später so genannten „Mafia-Kriminalromane“ Il giorno de la civetta (1961) und A ciascuno il suo (1966) veröffentlichte. Damals war die Mafia weder soziologisch erforscht noch juristisch durchleuchtet, die Leugnung ihrer Existenz auf Sizilien noch Ehrensache, und der Kriminalroman war eine unter Literaten gerne geschmähte Gattung. Folglich waren die genannten Romane literarisch und kulturell in mehrfacher Hinsicht bahnbrechend: Das Wirken der Mafia wurde nicht nur realistisch beschrieben, sondern auch die Verschränkung der sizilianischen Alltagskultur mit deren Codes in die Handlungsführung integriert. Der Kriminalroman, seit Jahrzehnten im Dienst einer idealisierten Idee von Gerechtigkeit, verwandelte sich bei Sciascia zum Werkzeug der Dekonstruktion des Vernunftglaubens. In Sciascias sizilianischen Mafia-Krimis scheint die Ausnahme nicht das Verbrechen zu sein, das in einen friedlichen Alltag einbricht, sondern vielmehr der Ermittler, der die Selbstverständlichkeit des Verbrechens zur Sprache bringt. Wie aber spricht man in einer Welt, in der Verschwiegenheit als Tugend gilt? Dieser speziellen Herausforderung stellten sich Sciascia und Elio Petri, der Regisseur der Verfilmungen, auf je eigene Weise.

Begleitvortrag zur 4. Italienischen Filmreihe des Instituts. Im Anschluss wird wird der Film „A ciascuno il suo” (1971) von Elio Petri gezeigt. Link zur Filmreihe

Zeit: Di., 14. Juni | 19:00 Uhr

Ort: Universitätshauptgebäude | Hörsaal 218

Ohne Anmeldung, es gilt 2G & Maskenpflicht.

Mittwoch, 15.06.2022: Fernando García Andreva – Recursos lingüísticos del español para la manipulación política

Dr. Fernando García Andreva ist wissenschaftlicher Mitarbeiter für spanische Sprachwissenschaft am Department für hispanische und klassische Philologien der Universidad de la Rioja (Spanien).

Thema des Vortrags: Recursos lingüísticos del español para la manipulación política

El lenguaje de los políticos, sin constituir estrictamente una jerga propia, resulta uno de los modos de expresión más identificables de nuestras comunicaciones cotidianas. En su contenido se entremezclan distintos componentes orientados a la persuasión de los destinatarios, a veces, por medio de técnicas o empleos manipuladores.

En la presente ponencia se señalan algunos de los recursos de la lengua española en el discurso político de partidos de ideología variada, especialmente en la actividad parlamentaria del Congreso de los Diputados, y se reflexiona sobre la importancia del contexto, en términos generales, como posible condicionante de una mayor o menor manipulación del lenguaje y, asimismo, como prisma desde el que someter la interpretación y análisis de los textos.

Vortrag auf Spanisch mit Konsekutivübersetzung bzw. deutscher Zusammenfassung

Zeit: Mittwoch, 15. Juni| 17:00 Uhr

Ort: Universitätshauptgebäude | Hörsaal 218

Ohne Anmeldung, es gilt 2G & Maskenpflicht.

Mittwoch, 22.06.2022: Claudia Schlaak – Chancen und Herausforderungen eines inklusiven Französisch- und Spanischunterrichts

Claudia Schlaak ist Professorin für Sprachlehr- und lernforschung: Didaktik des Französischen und Spanischen am Institut für Romanistik der Universität Kassel.

Thema des Vortrags: Mehrsprachigkeitsdidaktik und Digitalisierung: Chancen und Herausforderungen eines inklusiven Französisch- und Spanischunterrichts

Zeit: Mittwoch, 22. Juni | 17:00 Uhr

Ort: Universitätshauptgebäude | Hörsaal 218

Ohne Anmeldung, es gilt 2G & Maskenpflicht.

Mittwoch, 29.06.2022: Kai Nonnenmacher – Politische Zeitkritik im französischen Gegenwartsroman (ENTFÄLLT!)

Kai Nonnenmacher ist Professor für Romanische Kultur- und Literaturwissenschaft am Institut für Romanistik der Otto-Friedrich-Universität Bamberg.

Thema des Vortrags: Politische Zeitkritik im französischen Gegenwartsroman: Strategien von Literarizität heute

Im Sinne der res publica literaria ist aus deutscher Sicht besonders aufschlussreich, welche Strategien von Literarizität im Nachbarland gewählt werden, um politische Zeitkritik zu üben. Die Autor/innen des französischen politischen Gegenwartsromans sind häufig nicht nur im literarischen Feld aktiv, sondern bspw. in Journalismus, Politik, Recht oder Wissenschaft engagiert. Man nehme z.B. die Gattung des Präsidialromans, die alle fünf Jahre in Frankreich im Kontext der Wahlkämpfe gelesen werden muss (vgl. Kai Nonnenmacher, http://rentree.de/2022/02/24/zur-gattung-des-praesidialromans/). Das Verhältnis von politischem Denken und literarischer Form soll anhand exemplarischer Romane der letzten Jahre diskutiert werden. So hat die Juristin und Schriftstellerin Karine Tuil mit La décision einen Text geschrieben, in deren Mittelpunkt eine Antiterrorismus-Untersuchungsrichterin steht. Der Roman folgt ihren Untersuchungen über den jungen Angeklagten Abdeljalil Kacem und seine mögliche Aktivität als islamistischer Terrorist. Die Kritikerin Olivia de Lamberterie befand: „Karine Tuil ist keine Stilistin, aber dafür finde ich ihre Art, gesellschaftliche Fakten zu fiktionalisieren, interessant.“ Stéphanie Dupays zog in Le Monde des livres das für unser Thema beispielhafte Fazit einer besonderen Poetik des Politischen: „Indem sie die Gewalt der Welt und die Spaltungen des sozialen Körpers zum Material ihrer Romanproduktion macht, leistet Karine Tuil einmal mehr eine verstörende und notwendige Arbeit.“

Zeit: Mittwoch, 29. Juni | 17–19 Uhr

Ort: Universitätshauptgebäude | Hörsaal 218

LEIDER FINDET DER HEUTIGE VORTRAG WEGEN ERKRANKUNG NICHT STATT.

Ohne Anmeldung, es gilt 2G & Maskenpflicht.

 

Bild: Aktuelle französische Bücher, mit freundlicher Genehmigung der Buchhandlung "Au moulin des lettres" in Epinal       © Adèle Prévot