Profil

Am Rostocker Institut für Romanistik gibt es vier Professuren: Eine Professur für Romanische Sprachwissenschaft (Prof. Dr. R. Arnold), eine Professur für Französische und Spanische Literatur- und Kulturwissenschaft (Prof. Dr. A. Buschmann), eine Professur für Französische und Italienische Literaturwissenschaft (Prof. Dr. S. Wodianka), und eine Professur für Fremdsprachendidaktik (Prof. Dr. S. Morkötter).

Es besteht die Möglichkeit, Französisch, Spanisch und Italienisch auf Lehramt zu studieren. Außerdem gibt es einen Bachelorstudiengang in französischer oder spanischer Philologie sowie einen Zwei-Fach-Master, der unterschiedliche Kombinationsmöglichkeiten bietet.

Das Studium der romanischen Literatur- und Sprachwissenschaft wird ergänzt durch Veranstaltungen in Sprachpraxis, Fachdidaktik, sowie Kultur- und Landeskunde. Darüber hinaus werden auch Sprachkurse und Konversationskurse für Portugiesisch und Italienisch angeboten.


Geschichte

Die Romanistik in Rostock kann auf eine lange Geschichte zurückblicken. Bereits 1832 wird hier eine Professur eingerichtet, damit ist sie, nach Gießen (1827) und Bonn (1830), die drittälteste Romanistik in Deutschland. Es folgen 1833 Halle, 1844 Tübingen und 1853 München. Doch schon im Jahre 1757 stößt man im Rostocker Vorlesungsverzeichnis, in den Indices Lectionum, auf Johannes Erdmanus Schreiber, der bis 1757 als freier unbezahlter Lektor Unterricht in Französisch und Italienisch erteilte. Für das Jahr 1759 ist an der Universität Rostock eine Lehrkanzel für Englisch, Italienisch und auch für die "Lingua Gallica", also das Französische, geplant. Weitere Unterlagen zu diesem Vorhaben fanden sich bisher allerdings nicht. Im 19. Jahrhundert war es dann der Professor Publicus Ordinarius Victor Aimé Huber, der zwischen 1832 und 1835 mit einer Vorlesung in lateinischer Sprache zur spanischen Geschichte sowie mit Sprachunterricht in Spanisch, Portugiesisch und Italienisch wesentliche Bereiche der Romania abdeckte. Auf Aimé Huber folgte der Privatdozent Dr. Jules Vivant Robert, der ab 1848 "lectiones de scriptoribus Gallicis", also Vorlesungen über französische Schriftsteller hielt. Zwischen 1858 und 1870/71 wirkt in Rostock dann Karl Bartsch als erster Ordinariums für die Neuphilologien. Er entfaltet zunächst als Anglist und Germanist eine erfolgreiche Lehrtätigkeit, bevor er sich dann ausschließlich der Romanistik widmet: das Bartsch'sche Gesetz der altfranzösischen Grammatik wurde also in Rostock geboren. Am 1. Oktober 1897 tritt dann der Privatdozent Dr. Rudolf Zenker aus Würzburg eine Stelle für Romanische Philologie an, die zum 1. April 1905 in eine ordentliche Professur im Rahmen des fächerübergreifenden Romanisch-Englischen Seminars aufgestockt wird. Zenkers Tätigkeit lässt sich bis 1933 verfolgen. 

Die Rostocker Romanistik in der NS-Zeit

Noch in diesem Jahr übernimmt Dr. Harri Meier das französische Lektorat in Rostock. Der spätere Bonner Ordinarius hatte sich bereits während seiner Rostocker Zeit den Ruf eines exzellenten Kenners der Iberoromania erworben. Am 13. April 1934 nimmt Fritz Schalk den Ruf auf den romanistischen Lehrstuhl in Rostock an und baut ein Programm auf, das die Romania von Westen nach Osten, vom Portugiesischen über das Spanische, Französische und Italienische bis hin zum Rumänischen abdeckt. Auf Druck der Nationalsozialisten müssen Professor Schalk und sein Assistent Meier, Rostock verlassen. Im rheinisch-katholischen Köln nimmt man Schalk wieder auf, während Harri Meier in Leipzig den vakant gewordenen Lehrstuhl des namhaften Schweizers Walter von Warburg in Vertretung übernimmt.

Romanistik und Lateinamerikanistik in der DDR

Nach dem Kriege ergibt sich mit Rudolf Brummer, der den noch in der NS-Zeit eingesetzten Prof. Gottschalk am 1. November 1948 ablöst, ein Neuanfang für die Romanistik, bei dem der praktische Spracherwerb im Vordergrund steht. Brummer verlässt am 31. März 1958 die DDR. Ihm folgen seine beiden Assistenten Hohman und Dr. Leube, während Dr. Wolfgang Rothe wegen versuchter Republikflucht inhaftiert wird. In dieser Situation wird in Rostock die Romanistik vor allem durch "Lehrexport" aus der Humboldt-Universität zu Berlin, vor allem durch das Wirken von Adalbert Dessau aufrechterhalten. Ab 1961 werden in der DDR mehrere regionalwissenschaftliche Institute gegründet. An der Universität Rostock wird das Romanische Seminar in ein lateinamerikawissenschaftliches Institut umgegründet. Prof. Adalbert Dessau, Schüler von Rita Schober und Direktor der Einrichtung bis 1981, legt die Grundlagen für die damals von Mexiko über Brasilien bis Argentinien hochangesehene Rostocker Lateinamerikanistik. Das Institut bzw. (ab 1968) die Sektion Lateinamerikawissenschaften ist das einzige in solch multidisziplinärer wissenschaftlicher Ausrichtung in der DDR. Es beschäftigt zeitweilig über 60 deutsche und lateinamerikanische Dozenten, die Geschichte, Politik und Wirtschaft, Geistesgeschichte, Sprache, Literaturen sowie (alte und neue) Kulturen Lateinamerikas im Diplomstudiengang "Lateinamerikawissenschaften" (mit verschiedenen Spezialisierungen) lehren, und es unterhält zahlreiche Partnerschaften mit Universitäten in Lateinamerika. Nach 1990 wird das Institut geschlossen. Der Diplomstudiengang "Lateinamerikawissenschaften" läuft 1996 aus.

Die Romanistik in Rostock nach 1990

Einzelne Wissenschaftler des Lateinamerika-Instituts übernehmen auf der Grundlage der Umstrukturierungsvorstellungen der Universität schon 1990/91 Teile des Lehrbetriebs des späteren Instituts für Romanistik und lehren iberoromanische Sprachwissenschaft, iberoromanische und lateinamerikanische Literaturwissenschaft, iberoromanische und lateinamerikanische Landeskunde und Fachdidaktik für Hispanisten.

Das heutige Institut für Romanistik wird 1992 in Anknüpfung an die "alte" Rostocker Romanistik neu gegründet. 1993/94 wird Prof. Dr. Jürgen Schmidt-Radefeldt (Iberoromanische und Französische Sprachwissenschaft) aus Kiel zum Gründungsprofessor nach Rostock berufen. Es folgen 1995 Prof. Dr. Christa Schlumbohm (Französische und Italienische Literaturwissenschaft) aus Hamburg und Prof. Dr. Rudolf Windisch (Französische und Italienische Sprachwissenschaft) aus Freiburg und 1999/2000 Prof. Dr. Andrea Pagni (Iberoromanische und Französische Literaturwissenschaft und Didaktik) aus Regensburg/Buenos Aires. Seit der Neugründung steigt die Zahl der Studierenden rasch an.

(Nach Vorlagen von Prof. Dr. Rudolf Windisch und Dr. Svend Plesch)

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Womit beschäftigt sich die Romanistik?

Die Romanistik beschäftigt sich mit den aus dem Latein entstandenen Sprachen und ihren vielfältigen kulturellen Ausdrucksformen und Repräsentationen in Literatur, Film und Musik. Im Gegensatz zu anderen Philologien, wie etwa der Germanistik, erforscht und lehrt die Romanistik nicht nur die Sprache und Literatur einer oder weniger Nationen, sondern interessiert sich für die internationale Vielfalt verschiedener romanischsprachiger Kulturräume. Die europäischen Sprachgebiete erstrecken sich von der Iberischen Halbinsel über Frankreich und Italien bis nach Rumänien. Sie sind die Mutterländer einiger sogenannter Weltsprachen, charakterisieren sich aber ebenso durch eine große Vielfalt an Regional- und Minderheitensprachen wie beispielsweise das Galicische, das Katalanische, das Okzitanische, das Sardische, das Furlanische, das Rätoromanische, das Ladinische oder das Judenspanische (judezmo). Mit der europäischen Expansion ab der Frühen Neuzeit kamen neue Zentren in weiten Teilen Afrikas und Amerikas, aber auch in Asien hinzu. Es entwickelten sich neue kulturelle Konstellationen, Varietäten, Sprachen, Identitäten und Literaturen. Zur Romanistik gehört also nicht nur die Analyse der Werke von Dante, Molière, Cervantes und Camões, sondern auch von Chicanoliteratur, aktuellen Wahlkampfreden oder Werbetexten.

Wer Romanistik studieren möchte, sollte nicht nur Interesse an linguistischen, literatur- und kulturwissenschaftlichen Fragestellungen mitbringen, sondern auch Freude an Büchern, Reisen und interkulturellem Kontakt haben. Zeit zum Lesen und für mindestens einen längeren Auslandsaufenthalt sollte unbedingt eingeplant werden. Das Philologiestudium ist jedoch kein Sprachkurs. Zwar ist die Sprachpraxis ein integraler Teil des Studienplans, jedoch werden von den Studierenden auch Vorkenntnisse bzw. ein hoher Grad an Eigeninitiative beim Spracherwerb erwartet.

Ein Romanistikstudium kann auf das Lehramt oder eine universitäre Laufbahn vorbereiten. Zahlreiche andere Beschäftigungsfelder finden sich aber z. B. auch, je nach Zweitfach, in der Kulturarbeit, der freien Wirtschaft oder den Medien. (Nähere Informationen erteilt Ihnen gerne die Studienfachberatung)