Exkursion nach Napoli, 4. bis 8. Februar 2013

 

Aktivitäten abseits des Hörsaals  Dialektstudien vor Ort

Nach Ende der Vorlesungszeit haben wir im Rahmen des Hauptseminars „Le Varietà diastratiche“, die diastratischen Varietäten der italienischen Sprache, eine fünftägige Exkursion nach Neapel unternommen, um Land, Leute und besonders das Napoletano näher kennenzulernen.
Kaum gelandet, machten wir uns in einer chaotischen U-Bahn-Fahrt, während der wir auch schon den ersten Napoletaner für uns begeistern konnten, auf in die Innenstadt. Nach der Inspizierung der vier Wände, in denen wir die Nächte verbringen würden, stand der Abend im Zeichen einer ersten Erkundung der Stadt. Nach einem Spaziergang entlang des Lungomare mit Blick auf den Vesuv besichtigten wir das Castel dell’Ovo, von dem aus man einen Panoramablick auf die Stadt genießen kann.

Weiter führte uns der abendliche Spaziergang durch viele Gassen in unmittelbarer Nähe der berühmten Via Toledo, wo sich auch unsere Wohnung befand, die einer betagten Professorin für englische Literatur gehörte. Den Tag ließen wir in einer Pizzeria in der Altstadt ausklingen. Paolo war Pizzabäckermeister; seine “sei tedeschi” hielt er sofort auf einem Foto für Facebook fest.
Den nächsten Exkursionstag widmeten wir Neapel und einer seiner berühmtesten Persönlichkeiten: Benedetto Croce. Nach einem vormittäglichen Spaziergang auf den Vomero – auf dessen Gipfel das Castel Sant’Elmo zwar leider geschlossen hatte, wir aber für unsere Anstrengungen mit einer beeindruckenden Aussicht belohnt worden sind – führte uns unser Weg u.a. vorbei am Wochenmarkt, der Didattica Nuova und der imposanten Jesuitenkirche Gesù Nuovo, die sich hinter einer unspektakulären Fassade verbirgt.

Im Anschluss erhielten wir dank der Stiftung und des Institutes Benedetto Croce, die sich heute im ehemaligen Wohn- und Arbeitshaus des Gelehrten befinden und dessen Nachlass verwalten, einen exklusiven Einblick in das Leben und Schaffen Benedetto Croces und in seine beeindruckende Privatbibliothek.

Im Kontrast zu den Eindrücken, die wir an diesem, seinem „angolo di Napoli“ gewonnen haben, stand ein Besuch der Gemäldesammlung der Farnese im Museo Nazionale di Capodimonte.
Am darauffolgenden Tag haben wir Napoli verlassen und uns dem Vesuv genähert. Vorbei an Ercolaneo sind wir nach Pompei gekommen, einer Stadt im Schatten ihrer eigenen Vergangenheit. Wer nicht dem direkten Umland entstammt und von Pompei redet, denkt mit Sicherheit an die vom Vesuvausbruch 79 n. Chr. verschüttete, im 18. Jahrhundert wiederentdeckte und inzwischen (zu großen Teilen) ausgegrabene Stadt, das antike Pompei.

Einen ganzen Tag dauerte unsere Zeitreise in die Antike, die sich nicht nur den vulgärlateinischen Inschriften widmete, sondern auch die antike Stadtkultur untersuchte. Der Ausflug nach Pompei war die Vorbereitung für den Besuch eines der bedeutendsten Museen Neapels: das Museo Archeologico. Die Sammlung enthält neben dem berühmten Mosaik der Alexanderschlacht auch viele weitere Wandgemälde, Statuen und Kultgegenstände des verschütteten Pompei – und ein Bereich exklusiv für Erwachsene eröffnet einen ganz anderen Blick auf die antike Kultur – Schwuchs! In den letzten Tagen erkundeten wir die Peripherie Neapels und ihre Schwefelfelder. Neapel ist umringt von aktiven und zeitweise auch schlafenden Vulkanen, und wir ließen es uns nicht nehmen, einen dieser Krater zu besteigen und die kahle, gelbe Mondlandschaft zu entdecken.

Uns erschien Neapel wie eine Stadt der Widersprüche: Umringt von schlummernden Vulkanen, gezeichnet von wirtschaftlicher Krise und stigmatisiert durch Müll und Camorra pulsiert die Metropole, „un paradiso abitato da diavoli“, Tag und Nacht, und das Hupen der Motorini ebenso wie die lautstarken, angeregten Konversationen in mehr oder weniger breitem napoletanischen Dialekt auf den Straßen leisten ihr Übriges zum turbulenten und, im Vergleich zu Rostock, deutlich quirligeren Leben seiner Bewohner. Für uns alle war es eine sehr gelungene Exkursion, die nicht nur unsere Studienschwerpunkte praktisch vertiefen konnte, sondern auch das Zusammengehörigkeitsgefühl der Studierenden und den Austausch mit den Lehrenden in einem besonderen Rahmen gestaltet hat.